Erzgrube Wilhem I. - Der Tiefe Stollen

Vorgeschichte

Bergbau in der Region - das ist eine Geschichte, die fast siebenhundert Jahre zurückreicht. Im 14. Jahrhundert wurde das erste Bergbauregal an die Herrscher der Region verliehen, bereits kurz danach begann man damit, Eisenerz abzubauen. Das geschah anfangs in steinbruchartigen Gruben, also im Tagebau, wo das "Stuferz" am Albrand anstand. Allerdings liegt der eigentliche Beginn der Verhüttung in dieser Region bereits ungefähr 2000 Jahre zurück, als die Römer anfingen, Bohnerz, das Über Tage in Lagerstätten gefunden werden kann, schmolzen, um Waffen daraus zu schmieden. Leider sind die Lagerstätten dieses Bohnerz, das im Bereich des Weißen Jura gefunden wird, nicht besonders ergiebig. Daher wurde es in späterer Zeit auch nicht gezielt abgebaut, sondern lediglich zufällig gefunden. Es diente den Bergarbeitern, und den Bauern auf der Ostalb als Zubrot. Ab dem Jahr 1715 kann man von Erzabbau unter Tage sprechen, in diesem Jahr wurde der erste Förderstollen bis auf 315 Meter ins Bergesinnere vorangetrieben. Bei dieser Länge brauchte man nicht nur einen "Wetterstollen", also einen Stollen, der der Belüftung diente, sondern auch Unterstützung. Man warb also im Jahre 1753 den damaligen Obersteiger Christoph Hermann Plock von der Grube am Burgstall in Aalen ab, und ließ ihn bis 1794 den Aufbau des Bergbaus in Wasseralfingen gestalten.
Plock führte die Pulversprengung ein, die Förderung des Erzes mit Schubkarren - davor wurde mit Körben gearbeitet - und die Einführung von Rübölleuchten, statt den damals üblichen Talglichtern.
Unter Plock wurden der Clemensstollen, der bis 1846 Hauptförderstollen war, und der Stöcklesstollen errichtet. 1817 wurde das Erz dann erstmalig mit Grubenhunten gefördert, statt mit Schubkarren, das sind die Vorläufer der Loren, die man damals noch auf Holzschienen von Hand bewegte. 1818 wurde der Stöcklesstollen durch einen neuen Wetterstollen ersetzt, der seit 1824 Wilhelmsstollen genannt wurde. Die Planung des Bergbaus oblag nun Bergrat Faber du Four, der das Bergwerk am Braunenberg zum modernsten Süddeutschlands ausbaute.
Wesentlicher Bestandteil dieses modernen Bergbaugebietes war der Tiefe Stollen, mit dessen Bau im Jahre 1841 begonnen wurde. Das Stollenmundloch, das prächtige Portal, das heute wie damals in unser Bergwerk führt, wurde jedoch bereits 1840 errichtet.

Der "Tiefe Stollen"

Stollenmundloch Mehrere Jahre dauerte die Auffahrung des "Tiefen Stollen", parallel zu dieser ersten Strecke wurde eine zweite errichtet, die Tagstrecke eins.
Der "Tiefe Stollen" wurde leicht ansteigend angelegt, während die Tagstrecke eins 30 Meter darüber, aber leicht abfallend errichtet wurde. Der "Tiefe Stollen" steigt auf 1000 Meter ungefähr fünf Meter an, während die Tagstrecke eins ebenfalls auf 1000 Meter Länge um etwa 25 Meter abfällt. Nach 1000 Meter im Bergesinneren treffen beide Bergwerke dann zusammen.

Diese Art der Anlage hat mehrere Gründe:

1. Die Gesteinsschichten im Braunenberg verlaufen alle mit einem leichten Gefälle ins Bergesinnere, also bergab. Insgesamt 8 eisenerzführende Schichten, sogenannte Flöze, bestehen, wovon allerdings nur zwei abgebaut wurden. Die obere dieser beiden Schichten wird von der Tagstrecke eins erschlossen, sie hat eine Mächtigkeit (Dicke) von 1,40 Meter im Durchschnitt. Das untere Flöz verläuft etwa zwölf Meter unterhalb des oberen, und wird vom ansteigenden "Tiefen Stollen" erschlossen, das dadurch alle Gesteinsschichten unterhalb des oberen Flöz durchschneidet.
2. Beide Stollen bilden ein zusammenhängendes System, das für die Belüftung wichtig ist. Sie bilden die beiden Hauptwetterstollen, die aufgrund besonderer klimatischer Bedingungen im Berg einen Durchzug ständig aufrechterhalten, und damit einen Luftstrom erzeugen, der ausreichend ist, die Förderstrecken und Abbaukammern mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.
3. Außerdem zweigen von beiden Hauptstrecken Nebenstrecken ab, die sogenannten Förderstrecken, die in die Erzabbaubereiche führen, also die Erzabbaufelder erschlossen haben. Verbunden werden beide Hauptstrecken durch mehrere Aufzug-, Treppen- und Wetterschächte, über die Personen, Waren und - besonders wichtig - Sauerstoff transportiert werden können.
4. Ein großes Problem im Bergbau wurde dadurch auch noch gelöst, nämlich die Entwässerung. Bevor die Stollen vollaufen können, fließt das Wasser durch die Tagstrecke eins nach hinten ab, und wird dann über den "Tiefen Stollen" nach draußen geleitet.

Aalener Bergbaugeschichte

Vorgeschichte
Zeittafel
Förderung
Verhüttung
Logo Tiefer Stollen